Heinrich-Haus, Neuwied
BBS Heinrich-Haus: Lernen durch Engagement
An der BBS Heinrich-Haus folgen wir in verschiedenen Projekten dem Ansatz des Service Learning: Lernen durch Engagement. Dabei wird Menschen durch Engagement in sozialen und nachhaltigen Projekten soziale und demokratische Kompetenz vermittelt. An Schulen wird der Ansatz in Form von handlungsorientiertem Unterricht sehr praxisnah durchgeführt und findet in der Regel in Kooperation mit externen Partnern statt.
Der Ansatz des Service Learnings ist weit verbreitet: Im "Netzwerk Lernen durch Engagement" beteiligen sich ca 100 Schulen in 11 Bundesländern. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Programme, Pläne und Projekte, anhand derer Service Learning an Schulen und Universitäten durchgeführt wird.
Die BBS Heinrich-Haus setzt Service Learning in praxisnahen Projekten durch, wie zum Beispiel:
- Stolpersteine reinigen in Neuwied
- Recyclingprojekt mit der BF1
- Handwerker-Woche: Sanierung der Freizeitstätte Kelberg
Energetische Sanierung der Freizeitstätte Kelberg
Einen großen Erfolg in Sachen Umweltschutz kann die Berufsschule (BBS) des Heinrich-Hauses Neuwied für sich verbuchen. Seit vergangenem Jahr wird nicht nur jede Menge Energie in der Freizeitstätte Kelberg gespart - für die energetische Sanierung der dortigen Gebäude erhielten die Schülerinnen und Schüler jetzt gemeinsam mit den verantwortlichen Lehrkräften und Ausbildern auch eine Auszeichnung des Bistums Trier.
So belegte die BBS den 4. Platz des Umweltpreises im Rahmen des Projektes "Bewahrung der Schöpfung - Lernen durch Engagement". Eine entsprechende Urkunde und 1.000 Euro Preisgeld konnte Schulleiter Martin Seul in der vergangenen Woche entgegennehmen.
"Die Schüler erleben: Soziales Engagement nutzt der Umwelt und bereitet Freude", heißt es in der Begründung der Jury. Rund 30 Jugendliche hatten im Herbst 2019 eine Woche in der Freizeitstätte verbracht und aus regionalen Werkstoffen eine neue Holzfassade mit einer Wärmedämmung aus Holzfaserplatten an die Gebäude angebracht. Außerdem wurden alle Glühbirnen in der Anlage durch energiesparende LED-Leuchtmittel ausgetauscht. Bereits im Vorfeld hatten sich die Schülerinnen und Schüler in Workshops an der BBS in Heimbach-Weis intensiv mit dem Thema Schöpfung befasst, die Sanierung geplant und anschließend eigenverantwortlich umgesetzt. Beteiligt waren die Klassen ML19 (Maler und Fachpraktiker Maler im ersten Lehrjahr) und die Klasse TI18 (Tischler und Fachpraktiker Tischler im 2. Lehrjahr) mit ihren Klassenlehrern und Ausbildern. Studiendirektor und Religionslehrer Martin Seul als Leiter des Projektes zeigt sich stolz: "Die Schülerinnen und Schüler konnten nicht nur ihre berufliche Fachkompetenz erweitern, sondern auch erleben, dass soziales Engagement Freude bereitet. Sie haben nun einen ganz anderen Blick auf den Klimaschutz. Energiesparen ist mit der Erneuerung der Fassade greifbar geworden. Ein großer Dank geht auch an das Handwerkerzentrum des Heinrich-Hauses, welches das Projekt fachlich und organisatorisch unterstützte."
Die Freizeitstätte Kelberg ist ein Selbstverpflegerhaus für Bildungs- und Freizeitmaßnahmen in der Kinder- und Jugendarbeit. Das Haus bietet Gruppen bis zu 51 Personen Platz und liegt idyllisch im Wald auf einem fast 16.000 m² großen Grundstück. Träger des Hauses ist der gemeinnützige Förderverein der Freizeitstätte Kelberg, der vor 30 Jahren in Mayen gegründet wurde. Bereits seit 2016 führen die BBS Heinrich-Haus und der Förderverein der Freizeitstätte gemeinsame Projekte durch. Beeinträchtigte Auszubildende nutzten das Haus, um in Workshops ihr erlerntes Handwerk anwenden und erweitern zu können. Diese Workshops verbinden soziales Engagement zur Förderung des Gemeinwohls mit der Wissensvermittlung.
Auch für das Jahr 2021 ist die Fortsetzung des Projektes geplant. Durch das Mitwirken der BBS Heinrich-Haus in den Netzwerken "Lernen durch Engagement" und "Bildung für nachhaltige Entwicklung" ist das Projekt pädagogisch gut in der BBS verankert.
Rhein-Zeitung, 15. Mai 2021, S.12
BBS-Klassen reinigen Stolpersteine in Neuwied
Seit 2004 ist die BBS Heinrich-Haus Pate von ca. 36 Stolpersteinen, also kleinen Gedenktafeln für NS-Opfer, in Neuwied. Jedes Jahr sind zwei bis drei Klassen der BBS dafür zuständig, diese Stolpersteine regelmäßig zu reinigen.
Einordnung und Reflexion findet das Projekt im Unterricht der jeweiligen BBS-Klassen: Die Schülerinnen und Schüler setzen sich zum Beispiel mit Biografien Neuwieder Opfern auseinander oder schauen Filme über die Zeit. Außerdem werden die Klassen durch einen Vertreter des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Neuwied e.V. im Unterricht besucht und können im Austausch mehr über die NS-Zeit lernen und Gelerntes, sowie ihre eigenen Gedanken und Gefühle dazu reflektieren.
Recyclingprojekt mit der BF1
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse BF1, Technik + Metalltechnik der BBS Heinrich-Haus starteten ein Projekt zum Metallrecycling: Sie sammelten an ihrer Schule Altmetalle, um diese ordnungsgemäß recyceln zu lassen. Die Idee wurde den Lernenden im Februar 2019 vorgestellt und fand breite Zustimmung in der Klasse.
Schnell wurden Flyer erstellt, um die Aktion zu bewerben und möglichst viel Altmetall sammeln zu können. Innerhalb einer Woche konnten Altmetalle dann bei der Klasse abgegeben werden, welche diese sortierte und mit einer Ladungssicherung auflud. Im Anschluss unternahm die Klasse eine Fahrt zum Recyclinghof, um dort alle gesammelten Altmetalle abzugeben und sich innerhalb einer Führung über die Arbeit dort zu informieren. Der Erlös, den die Klasse für ihr gesammeltes Altmetall erhielt, wurde dann zur Hälfte an eine Mädchenschule in Bagrote in Pakistan gespendet und ging zur anderen Hälfte in die Klassenkasse.
Neues Leben für eine französische Telefonzelle
Im Sommer 2016 hat der Verein Niederbieberer Bürger (VNB) am Aubachufer in der Aubachstraße in einem ausgedienten Büroschrank einen öffentlichen Bücherschrank eingerichtet, der gut von der Bevölkerung an genommen worden ist. Wunsch des VNB-Vorsitzenden Bernd Siegel war es aber, eine schöne alte Telefonzelle für diesen Zweck zu nutzen. Er recherchierte und hatte Erfolg - Niederbieber hat damit einen weiteren Hingucker.
Seit Anfang Mai stehen die Bücher nun in der BücherboXX - einer ehemaligen französischen Telefonzelle, die im Rahmen eines deutsch-französischen Schulprojekts zu einer öffentlichen Tauschbibliothek umgebaut wurde. Jeder kann sich hier kostenfrei Bücher entnehmen oder eigene Bücher für andere dalassen. Eine größere Anzahl Bücher kann gerne in der Aubachstraße 8 bei Siegel abgestellt werden.
Auszubildende der BBS Heinrich-Haus im Berufsbildungswerk Heimbach-Weis und der französischen Berufsschule LP Eugene Freyssinet aus Verdun arbeiteten gemeinsam an dem nachhaltigen sozialen Projekt. Viele Ausbildungsbereiche des Berufsbildungswerks trugen zum Gelingen bei: Zunächst reinigten Azubis des Metallbereichs der Kompetenzwerkstatt Neuwied die alte Telefonzelle und setzten sie technisch instand. Anschließend kümmerten sich die Maler aus der Abteilung Farb- und Raumgestaltung um die künstlerische Gestaltung. Dabei wählten sie Motive aus Frankreich und Deutschland und lackierten die Namen der teilnehmenden Berufsschulen auf die Telefonzelle. Damit auch möglichst viele Bücher Platz finden, entwickelte und fertigte die Holzwerkstatt ein passendes Regalsystem.
Zum Abschluss waren noch drei Berufsgruppen des Heinrich-Hauses beteiligt, die man nicht auf den ersten Blick vermutet: Azubis der hauswirtschaftlichen Abteilung reinigten die BücherboXX professionell, und kaufmännische Azubis erarbeiteten einen Schenkungsvertrag. Den Transport und die Aufstellung der BücherboXX übernahm Culterra, der Ausbildungsbetrieb für den Garten- und Landschaftsbau.
"Hoffentlich bereitet die BücherboXX vielen Niederbieberer Bürgern große Freude", sagte Heinz Schüller, Schulleiter der BBS Heinrich-Haus, "alle beteiligten Azubis aus Verdun und Neuwied können stolz darauf sein, dass sie einer alten Telefonzelle neues Leben eingehaucht haben." So entstand ein Ort des Gebens und Nehmens, der zum Verweilen, Lesen und Vorlesen einlädt. Bernd Siegel bedankte sich bei allen beteiligten Azubis für die geleistete Arbeit.
Rhein-Zeitung Neuwied, 18. Mai 2018, S.12
Naturschutz an der BBS-Heinrich-Haus
Naturschutz - dieses wichtige Thema möchte Anika Becker, Lehrerin an der BBS Heinrich-Haus ihren Schülerinnen udn Schülern im Projektunterricht näherbringen. Dafür hat sie 2020 folgendes Konzept geschrieben, welches die Rahmenbedingungen und Ziele ihres neuen Projekts festlegt:
Warum Naturschutz?
Der Naturschutz, vor allem die Thematik Bienen- und Insektensterben und der Rückgang der biologischen Vielfalt, sind aktuelle Themen, die auch in den Medien breit diskutiert werden. Auch im Hinblick auf die Erderwärmung und die damit verbundene Notwendigkeit des Klimaschutzes können und müssen Natur- und Insektenschutz angesprochen werden. Unser Ziel ist es, die Schüler*innen für das Thema zu sensibilisieren und Ihnen konkrete Handlungsoptionen nahezubringen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir uns zunächst auf den Schutz von Insekten und ein vielfältiges Grün (etwa das Anlegen einer Wildblumenwiese) konzentrieren. Dabei ist ein späterer Ausbau nicht ausgeschlossen. Dazu kann zum Beispiel auch das kompostieren von Bio-Müll gehören. Eine Erweiterung und übergreifender Unterricht zu dem Thema „Nachhaltigkeit“ ist dabei ein mögliches Ziel, um den Naturschutz und deren Möglichkeiten auch in andere Klassen zu tragen.
Wie sieht das Projekt aus?
Das Projekt wird in der Schule durchgeführt werden. Die Schüler*innen der Vollzeit BVJ Klassen werden dazu im Rahmen ihres Projektunterrichts dieses Projekt aufbauen und pflegen. Dafür wird zunächst ein eingezäunter Bereich hinter dem Neubau gewählt, der für die Schüler*innen zugänglich ist. Sie sollen im Rahmen des Unterrichts theoretisch wie auch praktisch über die Möglichkeiten von Insekten- und Naturschutz informiert werden. Der praktische Teil soll das theoretische Wissen vertiefen und den Schülern konkrete Handlungsoptionen an die Hand geben. Dabei wollen wir sowohl regionale Pflanzen verwenden als auch auf die Möglichkeiten von saisonalen Produkten aufmerksam machen. Hinzu kommt auch -im Hinblick auf die biologische Vielfalt- das Einsetzen von Nistkästen für Bienen, Hummeln etc. sowie die Bereitstellung von Überwinterungsmöglichkeiten für zum Beispiel Igel. Dadurch soll eine Sensibilisierung der Schüler*innen für die Natur und die darin lebenden Lebewesen erreicht werden.
Was ist das Ziel?
Durch die Anlage des „Schulgartens“ bieten sich für die Schüler*innen Möglichkeiten, um Naturerfahrungen und Erlebnisse in Verbindung Naturschutz zu machen. Damit wäre eine wichtige Aufgabe erfüllt: biologische Vielfalt schon früh bei den Jugendlichen zu stärken.
Wie kann es mit anderen Klassen weitergeführt werden?
Die Weiterführung mit zukünftigen Klassen wäre vielfach möglich durch:
- eine stetige Erweiterung des Schulgartens
- eine Kompostierung der weggeworfenen Lebensmittel
- eine Erhaltung des schon angebauten Schulgartens
- sollten die Grundlagen für den Schulgarten bestehen und auch die Pflege des Schulgartens die Schulstunden nicht übersteigen, kann man über das Anlegen von Kräutergärten oder kleinen Gemüsegärten nachdenken. Diese Kräuter beziehungsweise das Gemüse könnte entsprechend in der Küche von Schüler*innen der Ausbildung genutzt und verarbeitet werden.
Nutzen für andere Klassen und Projekte?
Die Arbeitsmaterialien für den Unterricht wie natürlich auch der Schulgarten stehen nach Absprache auch für andere Klassen zur Verfügung. Die angelegten und geernteten Kräuter beziehungsweise das Gemüse kann wie bereits angesprochen von anderen Schülern in der Küche verarbeitet werden. Damit könnte man auch bei Schüler*innen von anderen Klassen eine Sensibilisierung für saisonale, regionale und ökologische Produkte erreichen.