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20.01.2025

Ein Beruf mit Zukunft

Stefanie wagt dank des BBW einen Neuanfang als Raumausstatterin in der Schweiz

Stefanie hat im Sommer 2024 ihren Abschluss als Raumausstatterin im Berufsbildungswerk (BBW) Neuwied gemacht – ein entscheidender Meilenstein in ihrem Leben. Heute lebt die 25-Jährige in der Schweiz, wo sie in einem Nähatelier arbeitet und sich ein neues Leben aufgebaut hat. Doch der Weg dorthin war alles andere als geradlinig.

„Ich kann es manchmal selbst kaum glauben, dass ich das alles geschafft habe“, sagt Stefanie, als man sie in ihrer neuen Wohnung in Zürich erreicht. Zusammen mit ihrem Freund richtet sie gerade ihr Zuhause ein. Aufgrund seiner Arbeit sind sie vor knapp fünf Monaten von Bonn nach Zürich gegangen, denn dort gab es einen neuen Job für ihn. „Wir sind mit leichtem Gepäck gekommen“, erzählt Stefanie lachend. Zum Einstieg lebten sie in einer voll ausgestatteten Wohnung zur Zwischenmiete. Jetzt geht es aber in die eigenen vier Wände. „Wir schaffen uns alles neu an, das macht Spaß und ist aufregend.“

Stefanie bügelt einen Stoff in einem Nähatelier

Nach ihrem Realschulabschluss und einigen beruflichen Umwegen – unter anderem einem kurzen Versuch, Versicherungskauffrau zu werden – fand Stefanie im BBW Neuwied den richtigen Rahmen für ihre Ausbildung. „Ich wusste erst gar nicht, was ein BBW ist“, erinnert sie sich an den Tag der offenen Tür. „Aber dann war klar: Das ist mein Weg.“ Stefanie litt seit ihrer Jugend an einer Angststörung, die sie lange Zeit daran hinderte, sich beruflich zu entfalten. Doch das BBW Neuwied bot ihr nicht nur eine fachliche Ausbildung, sondern auch die notwendige psychologische Unterstützung. Besonders die Berufsschule des Heinrich-Hauses machte für sie den Unterschied. „Die Klassen sind dort kleiner, und alle Lehrerinnen und Lehrer sind engagiert“, erzählt die junge Frau „Beispielsweise wollte meine Klassenlehrerin Frauke Schmitz nicht nur unterrichten, sondern sie wollte wirklich, dass wir erfolgreich sind.“ Der enge Kontakt zu den Lehrkräften, gepaart mit einer verständnisvollen Atmosphäre, war dabei eine große Hilfe. „Wenn ich Fragen hatte oder es mir mal nicht gut ging, war immer jemand da, der mir geholfen hat. So etwas habe ich vorher in keiner Schule erlebt.“

Endlich geschafft: Glücklich lächelt Stefanie (links) zusammen mit ihrer Ausbilderin Martina Haas (Mitte) und Klassenlehrerin Frauke Schmitz in die Kamera.

Neben der Theorie genoss Stefanie die Arbeit in der Werkstatt. „In der Werkstatt hat das Lernen einfach Spaß gemacht, weil wir direkt sehen konnten, was wir schaffen“, sagt sie. Besonders die Zusammenarbeit mit anderen Auszubildenden und den Ausbilderinnen habe sie motiviert: „Wir haben uns gegenseitig geholfen, wenn jemand mal nicht weiterkam, und konnten so richtig stolz auf unsere fertigen Projekte sein.“

Vorhänge, neue Sitzpolster für Stühle, Wandbespannungen – all das herzustellen macht den Beruf als Raumausstatterin aus. Eine ihrer Ausbilderinnen, Martina Haas, habe ihr dabei viel Sicherheit gegeben. „Frau Haas war einfach großartig – sie erklärte alles geduldig und hat uns sehr gut auf die Gesellenprüfung vorbereitet. Dank ihr habe ich jetzt das Selbstbewusstsein, auch komplizierte Aufgaben anzupacken.“ Praktika in Betrieben ergänzten die Ausbildung. Dort lernte die 25-Jährige den Alltag in der Arbeitswelt kennen und konnte ihre handwerklichen Fertigkeiten unter realen Bedingungen verbessern.

Zwei Wochen nach ihrer Gesellenprüfung wagte Stefanie schließlich den Schritt in die Schweiz und damit einen echten Neuanfang. „Anfangs war es echt schwierig, einen Job zu finden“, gibt sie zu. Doch ihr Durchhaltevermögen zahlte sich aus: Eines Tages entdeckte sie nämlich während einer Straßenbahnfahrt ein Nähatelier. „Ich dachte, da probiere ich es einfach mal“, erzählt sie. Sie schrieb eine Initiativbewerbung – und wurde eingeladen. Heute arbeitet die junge Frau in einem kleinen Team und näht vor allem hochwertige Vorhänge. „Das ist teilweise eine ganz andere Arbeitsweise als in Deutschland“, berichtet sie. „Es ist mehr Handarbeit, und alle Stoffe werden vor dem Nähen gewaschen und gebügelt.“ Besonders stolz ist sie auf ein Großprojekt am Vierwaldstättersee bei Luzern. Für diesen Auftrag nähte und montierte sie Vorhänge für einen großen Neubau.

Stefanie ist überzeugt, dass sie ohne das BBW Neuwied nicht dort wäre, wo sie heute ist. „Ich habe dort gelernt, meine Angststörung anzunehmen und offen darüber zu sprechen. Das hat mir viel Druck genommen.“ Ihren Alltag meistert sie nun ohne Probleme. Eltern und Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen, rät sie: „Das BBW Neuwied ist ein Ort, an dem man sich wirklich entwickeln kann. Dort bekommt man die Unterstützung, die man braucht, und wird nicht allein gelassen.“ Zusätzlich lerne man unglaublich viel. In ihrer Freizeit backt Stefanie gern, liest oder erkundet zusammen mit ihrem Freund die Straßen von Zürich. „Es ist deutlich schwerer, in der Schweiz Anschluss zu finden“, sagt sie, „aber ich bin stolz darauf, wie weit ich gekommen bin. Und wer weiß, was noch alles kommt.“

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