Am Ende des Tages waren Erleichterung, Freude und auch die Erschöpfung allen Beteiligten anzusehen: Erleichterung, dass das Mammutprojekt größtenteils reibungslos über die Bühne gelaufen war, und Freude darüber, einen großen Schritt im Kampf gegen das Coronavirus gemacht zu haben. Für knapp 700 Bewohner, Beschäftigte der Werkstätten und Förderzentren sowie einige Mitarbeiter, die Tag für Tag in direktem Kontakt mit den besonders gefährdeten Menschen stehen, ist das Heinrich-Haus im Kreis Neuwied nun mehr denn je ein sicherer Ort. Denn sie erhielten am Sonntag in der bislang größten Impf-Aktion in ganz Rheinland-Pfalz die Impfung gegen Covid19.
„Wir sind sehr froh, dass dieser Kraftakt so gut gelaufen ist und im Ergebnis eine solch große Anzahl an Menschen geschützt ist“, sagte Geschäftsführer Frank Zenzen. Was vor einer Woche noch undenkbar schien, hatten seine Mitarbeiter in enger Zusammenarbeit mit Vertretern des Kreises und des Landes innerhalb kürzester Zeit möglich gemacht. Denn bis vor kurzem hieß es noch, dass behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie ihre Betreuer nicht zur ersten Kategorie der Impfberechtigten zählen. Das Heinrich-Haus Neuwied hatte sich in den vergangenen Wochen massiv dafür stark gemacht, dass dies geändert wird. „Die zum Teil stark beeinträchtigten Menschen benötigen dringend einen besonderen Schutz. Wir haben es in den vergangenen Monaten geschafft, dass die Infektionsrate in unseren Einrichtungen sehr niedrig war. Darauf sind wir sehr stolz“, so Zenzen. Umso größer dann die Erleichterung Ende Dezember, als die nationale Teststrategie angepasst wurde. „Wir sind sehr erleichtert, dass nun direkt im ersten Schritt alle Bewohner in besonderen Wohnformen und auch die Mitarbeiter, die in engem Kontakt zu den Menschen stehen, impfberechtigt sind“, berichtete Martin Still, Reha-Leistungsmanager des Heinrich-Hauses.
So hatte sich das Heinrich-Haus direkt am 28. Dezember 2020 als Unternehmen gemeldet, das Impfungen durchführen möchte. Am vergangenen Montag, 4. Januar, dann die Nachricht über den Impftermin am 10. Januar. Dass die verantwortlichen Mitarbeiter sowohl des Heinrich-Hauses als auch des Deutschen Roten Kreuzes den hohen organisatorischen, administrativen und praktischen Aufwand in so kurzer Zeit stemmen konnten, macht die beiden Geschäftsführer Frank Zenzen und Dirk Rein besonders stolz. Zwei mobile Impfteams des DRK-Landesverbands sowie eigene Ärzte des Medizinischen Versorgungszentrums Heinrich-Haus waren am Sonntag im Einsatz. Und die Bereitschaft, die freiwillige Impfung in Anspruch zu nehmen, war enorm: Nicht nur aus Engers, auch aus den Heinrich-Haus-Standorten St. Katharinen, Höhn und Bendorf kamen zahlreiche Bewohner und Beschäftigte aus Werkstätten und Tagesförderstätten an den Hauptstandort, um sich ihre schützende Spritze geben zu lassen. Vor der Impfung wurden entsprechend des Standards bei jedem Impfwilligen ein Corona-Schnelltest sowie eine Temperaturmessung durchgeführt. Anschließend ging es für jeden Impfling in die Impfstraße der Turnhalle Christiane-Herzog-Schule zum umfassenden Aufklärungsgespräch und der eigentlichen Impfung. Auch ein Erholungs- und Wartebereich waren eingerichtet. Ein logistischer Aufwand, der in der praktischen Umsetzung sicher an den ein oder anderen Stellen noch optimiert werden kann: „Hier bei mir läuft alles gut, ich muss ja nur noch die Spritze setzen. Die eigentliche Arbeit findet vorher bei Testung, Aufklärung und Beratung statt“, so einer der Ärzte des DRK. Im zweiten Impfdurchgang am 7. Februar wird man dann schon erfahrener sein, so die Überzeugung aller Beteiligten.
„Ein besonderer Dank gilt unseren Mitarbeitern, die innerhalb von 5 Tagen dies alles auf die Beine gestellt haben, und auch den Akteuren des mobilen Impfteams“, so Rein. Im Ergebnis wird nicht nur eine große Anzahl an Menschen geschützt, auch die Betreuung und Pflege der Menschen ist gesichert.
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Benjamin Lambert und die Betreuerin seiner Wohngruppe, Stephanie Königsfeld, erhielten am Sonntag ihre erste Impfung gegen Covid19. Im Einsatz waren unter anderem zwei mobile Impfteams des DRK.